Im völlig überfüllten Tagungsraum des Best Western Hotels am Gelände des BikiniARTmuseum wurde am 27. November 2019 der Münchner Fotograf, Autor, Produzent und Schauspieler Roger Fritz feierlich in das International Board of Swimwear History (IBoSH) aufgenommen. Dr. Jessica Ruscheinsky würdigte in ihrer Laudation die Höhepunkte des über ein halbes Jahrhundert andauernden Schaffens von Roger Fritz als vielseitiges Ausnahmetalent. Fritz arbeitete u.a. mit Luchino Visconti, Romy Schneider, Hannelore Elsner, Iris Berben oder Rainer Werner Fassbinder zusammen. Fritz wurde 1936 in Mannheim geboren und ließ sich zum Großhandelskaufmann ausbilden. Die Begegnung mit dem Fotografen Herbert List 1955 legte den Grundstein für die Laufbahn von Roger Fritz als Fotografen. Bereits als 20-Jähriger gewann er bei der Photokina den ersten Preis, zwei Jahre später folgte der nächste erste Preis. 1961 studiert er an der UFA-Nachwuchsschule für Schauspiel und Regie in Berlin. 1963 dreht Roger Fritz seinen ersten Kurzfilm „Verstummte Stimmen“ und wird mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet, sein zweiter Kurzfilm „Zimmer im Grünen“ erhält das Prädikat „besonders wertvoll“. Ebenfalls mit dem Bundesfilmpreis wurde der 1969 gedrehte Film „Mädchen mit Gewalt“ ausgezeichnet, bei dem Roger Fritz Regisseur und Produzent war. Bis in die Gegenwart wird Roger Fritz für seine künstlerische Arbeit mit Preisen ausgezeichnet, so dass es in der Kürze unmöglich ist, alle Preise in ihrer Vollständigkeit zu nennen.
Mit dem BikiniARTmuseum entsteht eine zentrale Einrichtung, in dem das gesamte historische, aber auch zeitgenössische Wissen rund um den Erdball zum Thema Bademode und Badekultur zusammengetragen wird. Dieses Archiv soll nicht nur den Besuchern des Museums, sondern allen Interessierten, insbesondere Schülern, Studenten, Modeinteressierten, Kuratoren oder Journalisten zur Verfügung stehen. Um alle gesteckten Ziele zu erreichen wird ein Berater Gremium von hochkarätigen Experten zusammengestellt, das „International Board of Swimwear History“. Die Aufnahme erfolgt im Rahmen einer feierlichen Zeremonie. Mit der Eröffnung des BikiniARTmuseums nimmt das Gremium seine Arbeit auf. Neben dem Wissenstransfer und der Unterstützung von Umweltprojekten gilt es Akzente zu setzen bei dem Thema „die Befreiung der Frau zu bequemer Bademode“. Die vor allem in den westlichen Ländern gegebenen Freiheiten sind weltweit keine Selbstverständlichkeit. Dem International Board of Swimwear History gehören neben Roger Fritz, die Pariser Modeexpertin Ghislaine Rayer und der Kurator Helmut Schuster aus Miami an.
Das BikiniARTmuseum zeigt in seiner Dauerausstellung Fotografien von Roger Fritz, die Berühmtheiten des Showbiz und der Filmbranche zeigen: Elke Sommer, Luchino Visconti oder Udo Lindenberg in Bademode.
Vortrag von Marie Helbing: Bikini im Rampenlicht
Die zweite Veranstaltung gestalte Marie Helbing vom Landesmuseum Stuttgart mit ihrem Vortrag „Bikini im Rampenlicht - Wie der Zweiteiler den Laufsteg eroberte“. „Die Modenschau bildet den Höhepunkt eines kreativen Schaffensprozesses, dessen Resultate halbjährlich einer breiten Öffentlichkeit im Rahmen von Modewochen vorgestellt werden. Der Vortrag verhandelte die Geschichte der Modenschau seit ihrer Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts und legte dabei einen besonderen Fokus auf den Bikini. Zwar war die Einführung 1946 eine Sensation, ein ökonomischer Erfolg war sie jedoch nicht. Erst in den 1960er Jahren hat sich im Zuge eines demographischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels die Modewelt und damit auch die Akzeptanz für den Bikini gewandelt. Die neue Jugend wollte das Gefühl der Jugendlichkeit über ihre Kleidung zum Ausdruck bringen. Wegbereiter hierfür waren Mary Quant, Paco Rabanne, André Courréges und Jacques Esterel, die mit ihren Designs eine neue Bewegungsfreiheit schufen. Seinen endgültigen Siegeszug trat der Bikini in den 1990er Jahren an, als die Supermodels im Bikini das zu erreichende Ideal verkörperten. Dieses Ideal wird aktuell zunehmend in Frage gestellt. Victoira‘s Secret hat nicht nur mit sinkenden Umsatzzahlen zu kämpfen, sondern sagte auch die jährliche Modenschau ab, die lange als Höhepunkt galt. Andere Unternehmen machen es besser. Was nicht zuletzt auch an einer veränderten Nachfrage der Kundinnen liegt, die sich in den Engeln der Unterwäschefirma nicht wiedererkennen. Die Mode ist neben dem Laufsteg die konstituierende Basis der Inszenierung. Dass dabei auch gesellschaftliche Einflüsse eine große Rolle spielen, hat sich gerade auch am Beispiel des Bikinis gezeigt, der zunächst verpönt, zum beliebten Produkt auf dem Laufsteg geworden ist. Aktuell wird er genutzt, um das vorherrschende Idealbild aufzubrechen.“ (Zusammenfassung von Marie Helbing, Landesmuseum Stuttgart) An den Vortrag schlossen sich lebhafte Diskussionen an, welche Sie und ich bereits am Nachmittag zu führen begannen. Denn Marie Helbing zeigte mit ihrem Vortrag auf, dass sich die Frau heute mit dem Bademodemodel auf dem Laufsteg identifizieren muss, damit die Mode verkauft wird. Dies wirkt auf die Präsentation von Bademode in der Gegenwart, die aktuell Models mit perfekten Körper verdrängt. Reinhold Weinmann, Direktor des BikiniARTmuseums, führte durch den Abend und würdigte den Vortrag zudem als "großartige Leistung, denn die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas steckt international noch in den Kinderschuhen".
Zur Person von Marie Helbing
Zu den Forschungsschwerpunkten von Marie Helbing gehören Konsumgeschichte, Modegeschichte, Modenschauen, Mode im Museum und Berliner Konfektion. Aktuell ist sie wissenschaftliche Volontärin am Landesmuseum Württemberg und arbeitet dort an der Umsetzung der Großen Landesausstellung zum Thema Mode, die im Oktober 2020 eröffnet wird. Parallel schreibt sie ihre Dissertation zu den Sichtbarkeitsstrategien der Berliner Konfektion Anfang des 20. Jahrhunderts.
Ghislaine Rayer, Modeikone aus Paris und Protagonistin des BikiniARTmuseum, verstorben.
Legendärer Star Wars Bikini für 175.000 $ versteigert
78. Jahre nach Louis Réard: Neue Sonderausstellung am Internationalen Tag des Bikinis eröffnet
Buchäckerring 42, 74906
Bad Rappenau, Germany
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Tel: +49 7066 91 73 700