Mit unserem Museum möchten wir ein Zeichen für Diversität setzen und Schönheitsnormen in Frage stellen. In der Ausstellung werden deshalb auch verschiedene Körperformen, ältere Frauen sowie Frauen mit Behinderungen oder Einschränkungen durch Geburt, Unfall und Krankheit gewürdigt, wodurch zum Vorschein kommt, wie vielfältig Schönheit sein kann.
„Schönheit“ unterliegt stets dem Wandel der Zeit und wurde zu unterschiedlichen Epochen unterschiedlich definiert. Dabei lassen sich Zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen und politischen Lage der jeweiligen Epoche erkennen. Während in Zeiten der Not der Fokus eher auf kräftigen, wohlgenährten Körpern lag, gilt in der modernen Welt des Überflusses eher ein schlanker, trainierter Körper als ästhetisch. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung des Schönheitsideals von der Antike bis zur Gegenwart und fächert exemplarisch die Vielschichtigkeit und Diversität des fortwährend bestehenden Mythos „Schönheit“ auf.
Der natürliche Alterungsprozess ist auch heute noch mit vielen Tabus behaftet. Jugendliche und makellose Körper gelten gemeinhin als ästhetisches Ideal, während alternde Menschen in den Medien nahezu unsichtbar sind. In der Ausstellung wird anhand starker Frauenpersönlichkeiten wie der 80-jährigen Surfer-Ikone Kathy Kohner-Zuckerman oder der 97-jährigen Münchner Opernsängerin Ruth Megary veranschaulicht, dass passionierte sportliche Aktivität oder das selbstbewusste Tragen eines Badekleidungsstücks weder von Figur noch Alter abhängig sind.
Neben Behinderungen, die von Geburt an existieren, können auch durch Unfall oder Krankheit körperliche Einschränkungen entstehen und das Leben der betroffenen Menschen grundlegend verändern. Die Ausstellung zeigt, dass Schönheit und Behinderung mitnichten Gegensätze darstellen und würdigt u. a. die Snowboarderin Brenna Huckaby, die als erstes Model mit Beinprothese im Bikini auf dem Cover der „Swimsuit Issue“ der „Sports Illustrated“ abgebildet wurde sowie das Engagement des deutschen Bademodenherstellers „Anita“, der mit der Linie „Anita care“ Brustprothesen und Artikel produziert, die eigens auf die Bedürfnisse brustamputierter Frauen zugeschnitten sind.
Die Ära der sogenannten „Magermodels“ erreichte Ende des 20. und frühen 21. Jh. ihren Höhepunkt. Da die internationale Modebranche aufgrund zahlreicher an Essstörungen leidender Models massive Kritik erntete, griff man zunehmend auf Plus-Size-Models zurück: Während die Maße regulärer Mannequins einer Kleidergröße 34/36 entsprechen, tragen „Curvys“ die Konfektionsgrößen 40 bis 52. In der Ausstellung werden sowohl internationale Plus-Size-Models wie Ashley Graham als auch deutsche Mannequins und Bloggerinnen wie Angelina Kirsch oder Charlotte Kuhrt als Revolutionärinnen der Mode- und Medienwelt zelebriert, die das schlanke Schönheitsideal durch ihren Einsatz für ein diverses und positiv besetztes Körperbild in Frage stellen.
Obwohl Schwangerschaft und Muttersein untrennbar mit einer Vielzahl von Frauenleben verwoben sind und als Inbegriff von Weiblichkeit gelten, wurden Frauen in diesen bedeutenden Lebensabschnitten in der Vergangenheit häufig zu asexuellen Wesen deklariert, denen es aus moralischen Gründen untersagt war, sich freizügig zu kleiden oder ihre Körper zu entblößen. In der Ausstellung wird Schwangerschaft als ästhetisches und gesellschaftliches Tabu problematisiert und anhand mutiger Protagonistinnen wie der brasilianischen Schauspielerin Leila Diniz oder der Hollywood-Ikone Demi Moore veranschaulicht, dass das Zeigen eines Babybauchs noch in der jüngeren Vergangenheit an moralische Grenzen stieß.
Bikini tragende „Werbegirls“ haben ihren Ursprung in der Pin-up-Art, die im Laufe des Zweiten Weltkriegs entstanden ist. Leicht bekleidete Frauen wurden häufig auf den Nasen amerikanischer Kriegsflieger abgebildet, um den Schrecken des Krieges einen Hauch Optimismus zu verleihen. Bald darauf waren Pin-up-Girls auch auf Streichholzschachteln, Keksdosen oder Konservenbüchsen zu sehen und etablierten sich zunehmend und überall in Reklamekonzepten. Neben diesem historischen Abriss wird in der Ausstellung des Weiteren diskutiert, wie Frauen in Bikinis im Zuge der sexuellen Revolution in den späten 1960er-Jahren zunehmend als Produktwerbemittel instrumentalisiert wurden und weshalb die Darstellung leichtbekleideter Frauenkörper gegenwärtig die Gemüter erzürnt.